Lawinengefahr

Der durchschnittliche Scheefall ist heutzutage weniger geworden, dennoch passieren mehr Lawinenunfälle. Der Hauptauslöser ist in der Regel das Lostreten von Schneebrettern und weniger die Selbstauslösung! Deshalb ist es umso wichtiger die Lawinenlage zu beurteilen und vernünftig einschätzen zu können, um bei einer Tour eventuellen Gefahren im Vorfeld aus dem Weg gehen zu können.

Beurteilungsgrundlagen

Für die Beurteilung der Lawinensituation vor einer Tour sollte unbedingt der Lawinenlagebericht, der Wetterbericht sowie die Beobachtungen vor Ort und die Geländeform durch die Wanderkarte herangezogen werden. Wenn man die grundlegenden Faktoren zur Einschätzung der Lawinengefahr beachtet, kann ein Bergsteiger die Lawinenlage grob einschätzen. Das Graben eines Schneeprofils zur Beurteilung des Schneedeckenaufbaus unterstützt die Entscheidung.

Provisorische Gefahren-Überprüfung

Durch die Spannung im Neuschnee nach Schneefällen bilden sich häufig Schneebretter, diese stellen auch für den Tourengeher die größte Gefahr dar.

Die Bildung von Schneebrettern wird durch folgende Faktoren begünstigt:

Allgemein

Die größte Lawinengefahr ist potentiell in nordost- bis südostseitigen Hanglagen in Steilrinnen oder Mulden mit vorhandener Gleitschicht im Kammbereich bei stürmischen und kalten Wetterbedingungen während des Schneefalls.

Je höher die Neuschneemengen, desto gefährlicher wirken sich die Tendenzen aus
.

Die Lawinengefahr ist nicht nur Expositions- sondern auch Jahres- und Tageszeit- abhängig. Im Winter zwischen Dezember und Februar ist meistens eine höhere und schwerer abzuschätzende Lawinengefahr vorhanden, im Spätwinter dagegen eine geringere.

Im Spätwinter schwankt die Lawinengefahr stärker mit der Tageszeit, Hänge die morgens noch fest und sicher sind können am Nachmittag bereits durch den durchnässten Schnee stark lawinengefährdet sein.

Bilden sich beim Laufen tiefe Risse verbunden mit dumpfen Geräuschen sollte man alle Achtung und Vorsicht haben.

Gefahren-Check mit der SnowCard

Die von Martin Engler für den Deutschen Alpenverein entwickelte SnowCard ist ein Hilfsmittel für die Lawinenbeurteilung. Mit dem Prinzip der Reduktionsfaktoren von Werner Munter wird die Lawinensituation auf Grund des Lawinenlageberichts und einer Wanderkarte auf der SnowCard visualisiert und zeigt an wie gefährdet ein Hang sein kann.

Günstige Exposition Die Prismenkarte (SnowCard) zeigt eine Grafik mit Hangneigungen, die je einen Betrachtungswinkel für günstige und der nach Ausrichtung, Form und Lage ungünstige Expositionen aufweist. 

Die steilsten Stellen einer Tour lassen sich im Vorfeld bei der Planung von der Wanderkarte ablesen. Auf der Rückseite der Snow Card sowie auf den Hüllen der AV-Karten befindet sich eine anlegbare Skala, die die Höhenlinienabstände in Hangneigungen in Gradangaben umsetzt. Es wird zugleich der potentielle Gefahrenbereich von Lawinenabgängen beschrieben. Mit einem am Eck befestigten Messinglot kann durch anlegen der SnowCard an einem Hang die Steilheit an einer Skala abgelesen werden.

Ungünstige Exposition Der Ausgangspunkt für die Beurteilung der Lawinensituation mit der SnowCard ist immer der Betrachtungswinkel "ungünstige Expositionen". Dabei sind die Hangrichtungen Nord bis Ost sowie die Rinnen und Mulden in meist kammnahen Lagen als besonders lawinengefährdet zu betrachten. Wenn man die besonders gefährdeten Bereichen bei einer Tour ausgeschlossen werden, so kann man alle übrigen Hanglagen als "günstige Expositionen" betrachten.

Das durchschnittliche Lawinenrisiko wird auf der SnowCard an dem Schnittpunkt zwischen dem Gefahrengrad des Lawinenlageberichts (Spalte) und der in der Karte oder im Gelände in Grad gemessenen Hangneigung (Zeile) abgelesen.

SnowCard Gefahrenbereiche:

SnowCard

Im grünen Bereich sind Lawinenabgänge sehr unwahrscheinlich, im hellgrünen Übergangsbereich könnten Abgänge unter bestimmten Bedingungen möglich sein.

Im gelben Bereich sind Entlastungsabstände einzuhalten und die Gruppengröße sollte auf maximal 4 Personen reduziert werden.

Im orangenen Bereich sollten sich nur noch erfahrene Tourengeher unter besonderer Beachtung von Vorsichtsmaßnahmen und Ausnutzung günstiger Geländeformen bewegen.

Im roten Bereich sollte auf eine Hangbegehung verzichtet werden!

 

Als Faustregel sollten unerfahrene Tourengeher ab der Gefahrenstufe 3 auf steile Hänge ab 25 bis 30 Grad Hangneigung verzichtet, Setzgeräusche und Schneeverwehungen beachtet und vorzüglich beliebte Touren im grünen Bereich (Level A) aufgesucht werden.

Tourengeher die Windzeichen und Leebereiche mit Schneeverwehungen sicher erkennen sowie den Einfluß der Temperatur auf die Stabilität der Schneedecke einschätzen können ist die Begehung des gelben Bereichs (Level B) möglich.

Spezialisten haben zusätzlich noch das Wissen über den aktuellen Schneedeckenaufbau, dem Witterungsverlauf des Winters und dem Verlauf der Schneeumwandlung, der orangene Bereich (Level C) ist mit äußerster Vorsicht zu begehen.