Lawinengefahr
Der durchschnittliche Scheefall ist heutzutage weniger geworden, dennoch passieren mehr Lawinenunfälle. Der Hauptauslöser ist in der Regel das Lostreten von Schneebrettern und weniger die Selbstauslösung! Deshalb ist es umso wichtiger die Lawinenlage zu beurteilen und vernünftig einschätzen zu können, um bei einer Tour eventuellen Gefahren im Vorfeld aus dem Weg gehen zu können.
Beurteilungsgrundlagen
Für die Beurteilung der Lawinensituation vor einer Tour sollte unbedingt der
Lawinenlagebericht, der Wetterbericht sowie die Beobachtungen vor Ort und die
Geländeform durch die Wanderkarte herangezogen werden. Wenn man die
grundlegenden Faktoren zur Einschätzung der Lawinengefahr beachtet, kann ein
Bergsteiger die Lawinenlage grob einschätzen. Das Graben eines Schneeprofils zur
Beurteilung des Schneedeckenaufbaus unterstützt die Entscheidung.
Provisorische Gefahren-Überprüfung
Durch die Spannung im Neuschnee nach Schneefällen bilden sich häufig
Schneebretter, diese stellen auch für den Tourengeher die größte Gefahr dar.
Die Bildung von Schneebrettern wird durch folgende Faktoren begünstigt:
eine Altschneedecke, die durch einen gefrorenen Deckel eine Gleitschicht bildet besonders wenn kalter Neuschnee bei Kälteeinbruch auf warmen oder harten Altschnee fällt.
Hangsteilheit die größer als 30 Grad ist.
Hangexpositionen die sich in nordost- bis südostseitigen, gipfel- und kammnahen Lagen mit Treibschneeeinlagerungen in Vertiefungen wie Rinnen und Mulden befinden.
Nordseitige Hänge die durch die Kälte eine unvollständige Verbindung des Schnees durch die niedrigen Temperaturen haben.
Grieseliger Schwimmschnee in Bodennähe mit Kugellagerwirkung, meistens im Spätwinter.
Allgemein
Die größte Lawinengefahr ist potentiell in nordost- bis südostseitigen Hanglagen
in Steilrinnen oder Mulden mit vorhandener Gleitschicht im Kammbereich bei
stürmischen und kalten Wetterbedingungen während des Schneefalls.
Je höher die Neuschneemengen, desto gefährlicher wirken sich die Tendenzen aus.
Die Lawinengefahr ist nicht nur Expositions- sondern auch Jahres- und Tageszeit-
abhängig. Im Winter zwischen Dezember und Februar ist meistens eine höhere und
schwerer abzuschätzende Lawinengefahr vorhanden, im Spätwinter dagegen eine
geringere.
Im Spätwinter schwankt die Lawinengefahr stärker mit der Tageszeit, Hänge die
morgens noch fest und sicher sind können am Nachmittag bereits durch den
durchnässten Schnee stark lawinengefährdet sein.
Bilden sich beim Laufen tiefe Risse verbunden mit dumpfen Geräuschen sollte man
alle Achtung und Vorsicht haben.
Gefahren-Check mit der
SnowCard
Die von
Martin Engler für den Deutschen Alpenverein entwickelte SnowCard ist ein
Hilfsmittel für die Lawinenbeurteilung. Mit dem Prinzip der Reduktionsfaktoren
von Werner Munter wird die Lawinensituation auf Grund des Lawinenlageberichts
und einer Wanderkarte auf der SnowCard visualisiert und zeigt an wie gefährdet
ein Hang sein kann.
Die Prismenkarte (SnowCard) zeigt eine Grafik mit Hangneigungen, die je einen Betrachtungswinkel für günstige und der nach Ausrichtung, Form und Lage ungünstige Expositionen aufweist. |
Die steilsten Stellen einer Tour lassen sich im Vorfeld bei der Planung von der Wanderkarte ablesen. Auf der Rückseite der Snow Card sowie auf den Hüllen der AV-Karten befindet sich eine anlegbare Skala, die die Höhenlinienabstände in Hangneigungen in Gradangaben umsetzt. Es wird zugleich der potentielle Gefahrenbereich von Lawinenabgängen beschrieben. Mit einem am Eck befestigten Messinglot kann durch anlegen der SnowCard an einem Hang die Steilheit an einer Skala abgelesen werden.
Der Ausgangspunkt für die Beurteilung der Lawinensituation mit der SnowCard ist immer der Betrachtungswinkel "ungünstige Expositionen". Dabei sind die Hangrichtungen Nord bis Ost sowie die Rinnen und Mulden in meist kammnahen Lagen als besonders lawinengefährdet zu betrachten. Wenn man die besonders gefährdeten Bereichen bei einer Tour ausgeschlossen werden, so kann man alle übrigen Hanglagen als "günstige Expositionen" betrachten. |
Das durchschnittliche Lawinenrisiko wird auf der SnowCard
an dem Schnittpunkt zwischen dem Gefahrengrad des Lawinenlageberichts (Spalte)
und der in der Karte oder im Gelände in Grad gemessenen Hangneigung (Zeile)
abgelesen.
SnowCard Gefahrenbereiche:
Im grünen Bereich sind Lawinenabgänge sehr unwahrscheinlich, im
hellgrünen Übergangsbereich könnten Abgänge unter bestimmten Bedingungen möglich
sein.
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Als Faustregel sollten unerfahrene
Tourengeher ab der Gefahrenstufe 3 auf steile Hänge ab 25 bis 30 Grad
Hangneigung verzichtet, Setzgeräusche und Schneeverwehungen beachtet und
vorzüglich beliebte Touren im grünen Bereich (Level A) aufgesucht werden.
Tourengeher die Windzeichen und Leebereiche mit Schneeverwehungen sicher
erkennen sowie den Einfluß der Temperatur auf die Stabilität der Schneedecke
einschätzen können ist die Begehung des gelben Bereichs (Level B) möglich.
Spezialisten haben zusätzlich noch das Wissen über den aktuellen
Schneedeckenaufbau, dem Witterungsverlauf des Winters und dem Verlauf der
Schneeumwandlung, der orangene Bereich (Level C) ist mit äußerster Vorsicht zu
begehen.